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japan:start

25.12.2007

Schon lustig die Vorstellung nächsten Freitag um 13 Uhr ein Verabredung in Kyoto Hauptbahnhof am “Karasuma Central Ticket Gates” zu haben. Wie klein die Welt doch ist dank Flugzeug, früher wäre ein Schiff wochenlang gefahren. Falls noch jemand vorbeikommen möchte, hier ist der Treffpunkt:

26.12.2007

Habe heute gelernt, dass mein Handy es in Japan nicht tun wird wegen der Frequenzen, nunja … Und der Flughafen von Osaka liegt im Meer, da hat mir Isao den richtigen Tipp gegeben :-) Eben kriegte ich eine Email zum Internet-Checkin für den Flug, diese moderne Technik…
Der Plan sieht inzwischen so aus, dass ich mit Isao in Kyoto/Kobe bin und dann Silvester nach Tokio mit ihm fahre, um ein ruhiges Neujahr zu verbringen, dass wird in Japan nämlich mit der Familie und im Andenken an die Verstorbenen verbracht, kombiniert mit ein paar angehängten Feiertagen. Anschliessend nach Kanazawa an die Uni wo er arbeitet. Dann hat er natürlich auch mal wieder zu arbeiten und ich gucke ob ich nach Hiroshima und zum Strudel von Naruto komme. Sozusagen auf ein bisschen aufHiroshige's Spuren wandelnd. Am 10.1 treffe ich dann Åke und Yukiko in Nara, wo die heiligen Rehe frei rumlaufen. Und am 11.1 um 22.05 dann wieder in Tegel als wär nix gewesen ;-)

27.12.2007

Turbulenzen, puenktlich zum Essen. Aber von vorne, nach 1h Flug im “Hadrian's Wall” (Boing 777-200) hiess es die Enteisungsmaschine am rechten Fluegel funktioniert nicht, dass koennte ueber Sibirien kritisch werden, deswegen zurueck nach Amsterdam Schipohl und nochmal von vorne, diesmal mit der “Albert Plesman”. Im Flughafen Schipohl gibt es sogar eine Aussenstelle des Rijksmuseums, insofern sind die 4h Aufenthalt auf dem Rueckweg nicht schlimm. Nicht zu vergessen, ueber dem Nebel und den Wolken von Berlin schien die Sonne und waermte sogar etwas. Und mit dem Internet-checkin ist das so eine Sache, ich hatte natuerlich vergessen den Ausdruck der Boarding-Karte mitzunehmen, das war aber kein Problem, der Pass reichte.

28.12.2007

Mit 13 Uhr Kyoto war dann natuerlich nix, wir hatten ja 4h Verspaetung. Dafuer lernt man dann die Flugnachbarn kennen, in meinem Fall Naoki, der gerade in Bochum seine Bauingenieur-Masterarbeit abgegeben hatte und nach 2,5 Jahren mal wieder auf Heimaturlaub war. Er war mir dann freundlicherweise bei den ersten Schritten in Japan wie Geld tauschen, Isao anrufen und den Japan Rail (JR) Pass einloesen behilflich. Erster Eindruck: Viele hilfsbereite, freundliche und hoefliche Leute, viele kleine Menschen in Uniform, wobei die jungen Japaner ja schon europaeische Groesse haben. Dann ab in den Zug nach Kyoto. Kansai Airport ist Endstation des Zuges, insofern war die Rotation aller Sitze im Zug prima zu beobachten; es soll ja keiner rueckwaerts fahren. In der S-Bahn gibt es sogar reine Frauenabteile. (Mental note to myself: Naechstes Mal bringe ich zusaetzlich zur Lindt-Schokolade auch Bier/Wein und Berlin/Potsdam Postkarten mit.) Isao gabelte mich dann am Ausgang des Hauptbahnhofes auf. Eben waren wir Okonomiyaki traditionell mit Pfanne im Tisch braten und essen, sehr lecker. Es regnet in Stroemen, insofern war der spontane Einfall meine wasserfesten Segelschuhe mitzunehmen blendend. Das ganze schreibe ich auf Isaos Laptop, Arigato.

29.12.07

Als Gaijin habe ich es mir erlaubt in der ersten Nacht auf 2 Futons zu schlafen. Morgens wird das ganze Bettzeug wieder weggeraeumt. Gerne mag ich den Geruch der Tatami-Matten(Reisstrohmatten), mit denen das ganze Zimmer ausgelegt ist. Schoen bzw. gemuetlich auch die Isolierkanne mit heissem Wasser und Teebeutel fuer Tee in jedem Hotelzimmer. Morgens gab es Onigiri, leckere Reishaeppchen, z.B. mit Pflaume oder Kaviar gefuellt. Gestern habe ich keinen Menschen ausser mir mit Kapuze gesehen, alle anderen hatten Regenschirme. Selbst auf dem Fahrrad fahren manche mit Regenschirm, z.T. mit spezieller Halterung. Heute waren wir im kaiserlichen Garten, ganz anderes Vogelgezwitscher und viele japanischen Baeume, die ich sonst nur von Farbholzschnitten oder Rollbildern kenne. Wunderbar diese Ruheoase in der Stadt. Aber wegen der Neujahrsferien haben Schloesser und Palaeste geschlossen, nur die Tempel haben offen. Deswegen auf zum Kiyomizu-Tempel, Touri-Treffpunkt, der oestlich oberhalb von Kyoto thront. Auf dem Weg dahin durch das traditionelle Gion-Viertel mit Holzhaeusern, Geishas und Rikshas.
Meine grosse Begeisterung fuer Ramen-Nudeln legte sich sofort, als ich die Suppe schmeckte und Isao mir sagte, dass Fleischsosse die Grundlage ist. Jeder Laden hat ein eigenes geheimes Rezept dafuer. Isao meinte, es sei eines der besten Ramen die er je gegessen haette, fuer mich war es der Geschmack von totem Tier und sicher der letzte Ramen. Die Soba-Nudeln abends waren da schon besser, schmeckten leicht geraeuchert.
Es gibt uebrigens Linksverkehr und die Zug- und U-Bahnbenutzung ist nichts fuer verkramte bzw. vergessliche Leute: um aus der Station rauszukommen, muss man das anfangs geloeste Ticket in eine Maschine stecken, wie in London.

30.12.07

Heute nur ein Futon benutzt, geht auch. Ueberall wird geschmueckt fuer Neujahr: Kiefern(?)-Gestecke an den Haustueren und bunte Stofffahnen und Verkaufsbuden an den Tempeln. An manchen Buden kann man grosse Holzdosen schuetteln und durch ein Loch kommt irgendwann ein Staebchen mit einer Zahl drauf. Diese Zahl sagt man dem Verkaeufer und man erhaelt einen Zettel mit Vorhersagen fuers neue Jahr. Wenn es einem nicht gefaellt, dann knotet man den Zettel an einen naheliegenden Staender oder Baum und versucht woanders ein neues Glueckslos. Isao machte das, aber auch das zweite Los war nicht so gut und meinte, er muesste Geduld ueben. Kann er in Tokyo nochmal versuchen.
Heute morgen bin ich allein los, zum goldenen Tempel Kinkakuji. Es kuebelte mal wieder aus Eimern, dafuer waren dann nicht so viele Touris da. Mit meinen gelborange-blauen Segelschuhen falle ich unter den modeverrueckten Japanern gar nicht auf :-) Nachher kam die Sonne raus und ich habe noch eine Runde um den Tempel gedreht, das Dach dampfte jetzt im Sonnenlicht. Aus Platzgruenden gibt es keine Zapfsaeulen an den Tankstellen, sondern die Schlaeuche haengen von der Decke herab. Beim Bus steigt man uebrigens hinten ein und bezahlt vorne beim Aussteigen…
Heute mittag hatten wir mal normal Sushi, dazu gab es chawan-mushi, eine Tasse mit Inhalt von pudding-aehnlicher Konsistenz, aus Ei (und Milch?), aber nicht suess, sondern mit Pilz+Krabbe, sehr lecker. Bevor es nach Kobe weiterging, waren wir noch auf dem Kyoto-Tower. Vom Zug aus habe ich auf dem Dach eines Hauses in Kyoto eine auf dem Dach eines Hauses in Kyoto eine 10m-Segelyacht gesehen, ungelogen.
Hotel in der Hafenstadt Kobe gesucht und gefunden, guenstig dank Internetbuchung. Wir sind dann ins Kitano-Viertel gefahren, wo sich die ersten auslaendischen Siedler im 19. Jhd. nidergelassen haben. Wir waren im franzoesischen, britischen(mit Sherlock Holmes Raum) und deutschen Haus, wo ab und zu die Inhalte gemixt sind: Shakespeare im frz. Haus, Mosel-Saar-Ruwer und Los Valpinos im dt. Haus. Desweiteren gibt es noch das oesterreichische, daenische und hollaendische Haus. Dazu fehlte aber die Zeit, ins deutsche Haus sind wir auch nur noch reingekommen weil Isao erzaehlt hat, dass ich extra aus Deutschland gekommen bin um dieses Haus zu sehen ;-) Waren auch typisch deutsche Moebel drin. Fuer Europaer ist das ganze eher lustig, fuer Japaner sehr praktisch und guenstig Europa an einem Tag zu sehen. Abends waren wir dann am Hafen, im Marine Ecoll Building im 18. Stock laesst sich halbwegs bezahlbar mit schoener Aussicht speisen. Im Sommer sicher eine nette Hafenpromenade, mit Meriken Park Mosaic Harbourland (Tivoli), Kobe Maritime Museum und Kobe Earthquake Memorial im Meriken Park, im Winter eher einige zugige Angelegenheit, trotzdem schoen.
Inzwischen habe ich mich an Japan gewoehnt, die ersten 2 Tage hatte ich an Japan gewoehnt, die ersten 2 Tage hatte ich zwar keine Probleme mit der Zeitumstellung (was sich an der sehr kurzen Nacht vorm Abflug gelegen mag), aber ich war schon etwas desorientiert. Morgen frueh geht es noch in den botanischen Garten und dann in Shin(=Neu)-Kobe ab mit dem Shinkansen nach Tokyo zu Isaos Vater und Schwester. Vielleicht komme ich dort dazu mal Fotos hochzuladen, aber spaetestens in Kanazawa denke ich.

31.12.07

In Kobe gibt es auch ein KissFM Radio, 89.9 hier und sie spielen Heavy Metal :-), zumindest Samstag 0.30 Uhr.
Der Shinkansen ist toll, eine sehr schoene aerodynamische Nase. Es gibt keine Tische mit Strom (zumindest im Hikari Superexpress in der 2. Klasse), dafuer aber jede Menge Beinfreiheit und der Gang ist breit genug fuer einen Kinderwagen (auch viel genutzt in den Neujahrsferien). Ausserdem waere es fuer die Japaner sicher sehr unangenehm den Nachbarn zu bitten aufzustehen wenn man von seinem Sitzplatz aufstehen moechte. Handys sind lautlos zu schalten, wunderbar. Nozomi ist der schnellste Shinkansen, der N700, den kann ich leider mit dem Japan Railpass nicht benutzen :-( Vom Zug aus sieht man in den Staedten oft Golfabschlagsuebungsplaetze von hohen Netzen umgeben. Die Stromleitungen in den Staedten sind uebrigens oderirdisch verlegt, also jede Menge Kabelage ueberall, ist vielleicht guenstiger oder platzsparender? Als Gaijin wird man oft neugierig angeguckt, was ich (noch?) nicht als stoerend empfinde, ich gucke ja auch :-)
In Kobe in der Naehe von Sannomiya Station gibt es eine Baeckerei namens “Koeln” (Kerun auf japanisch) :-), seit 1946! Die Berliner sind anders gefuellt, mit Anko. Da waren die Neujahrspfannkuchen schonmal gesichert;-) Es gab ausser Mohnstreuseln auch Broetchen mit gruenem suessen Krams drin und Puddingteilchen mit Kaviar… In Kobe gibt es einige auslaendische Baeckereien und auch Cafes fuer den populaer werdenden Kaffee, sicher auch aufgrund der fruehen westlichen Siedler. Im botanischen Garten waren wir doch nicht weil die Seilbahn dorthin wegen starken Windes geschlossen war, wir sind dann stattdessen die Flower Road langgegangen zum anderen Earthquake Memorial Monument. Dort im Park gibt es eine goldene Statue namens Marina, die beim Erdbeben am 17.1.1995 umgestuerzt ist und deren Uhr auf 5.46 stehenblieb.
Heute habe ich vom Shinkansen aus den wolkenverhangenen Fuji gesehen, da kann nichts mehr schief gehen dieses Jahr… (Mein erster und letzter Kalauer dieses Jahr)
Wen ich vergass zu erwaehnen ist Kou, Isao erzaehlte mir zwar vor 1,25 Jahren dass er Onkel wird, aber ich hatte es vergessen. Wenn Kou da ist, kann man ihn gar nicht vergessen:-) Er war schwer davon abzuhalten abends beim Bleigiessen, was ich mitgebracht hatte, an die Wasserschuessel oder die Kerze zu fassen. Danach gab es dann zur Sicherheit noch Glueckskekse mit japanischen Weisheiten, ich hatte “Zuviel ist auch zuwenig.”, Isao mal wieder Geduld. Isaos Familie lebt in Kokubunji, ca. 45 min. westlich von Tokio. an der Chuo-Linie. Um Neujahr (ab 23.45) werden alle Tempelglocken 108 mal geschlagen, weil es 108 schlechte Eigenschaften/Suenden gibt, die hat man dann schonmal erledigt fuers neue Jahr.
Isaos Vater war Physik-Professor, nach der Fluid-/Aerodynamik widmete er sich dann dem Machine Language Learning. Er erzaehlte mir, dass die Shinkansen hier in Kokubunji im Windkanal getestet werden, weil es in Japan viele Tunnel gibt und bei hohen Geschwindigkeiten die Schock(Schall)wellen und deren Moden am Tunnel Probleme machen. Deswegen diese Nase und die Fluegel in gewissen Abstaenden oben am N700! Entscheidend ist wohl die Hoehendifferenz Tunnelhoehe-Zughoehe.

01.01.08

Ein frohes und gesundes neues Jahr wuensche ich dem geneigten Leser! In Kokubunji schien am Neujahrsmorgen die Sonne :-) Um mir eine Freude zu machen, gab es ein europaeisches Fruehstueck mit Toast, Marmelade,Kaese und Kaffee…
Ich muss jetzt ins Bett, weil Isaos Vater und ich morgen einen Berg hier in der Naehe besteigen wollen. Mehr folgt morgen Abend.
Schnell noch mein Hemd gebuegelt (wozu habe ich es schliesslich mit wenn nicht fuer heute); es stellte sich raus dass in Japan die Waschmaschinen nur mit kaltem Wasser funktioniert, dass macht die Energieverschwendung vom Heizen mit der Klimaanlage evtentuell wieder wett. Dann machte sich die ganze Familie auf den Weg zum nahegelegenen Schrein. Ich hatte die Ehre Kou im Kinderwagen zum Tempel zu schieben, er schlief sogar ein. Am Tempel reiht man sich in die Schlange mit Wartenenden ein. Es gibt Reis\Gluehwein fuer alle Wartenden. Man kann allerlei Dinge kaufen: Pfeile mit Gloeckchen, Puppen (entfernt aehnlich mit Matroshkas) ohne Augen, Talismane und Spendentafeln. Den Pfeil haengt man im Haus auf, er soll fuer das neue Jahr Glueck bringen. Den alten Pfeil vom letzten Jahr bringt man wieder mit und er wird in einem grossen Feuer am Tempel verbrannt. Genauso die Puppe, man wuenscht sich was, malt ein Auge aus, und wenn der Wunsch in Erfuellung gegangen ist, wird das andere Auge ausgemalt. Die fertigen Puppen werden auch Neujahr verbrannt. Wenn man an der Reihe ist, laeutet man mit einem langen Seil mit Holzstueck dran, was vom Tempeldach haengt, an der Glocke, spendet und betet kurz.
Am Feuer wurde Kou wieder wach und wir haben ein Familienfoto gemacht. Kinder haben in Japan einen hohen Stellenwert, weil es zu wenige Kinder gibt (1.2 pro Kopf in Japan, 1.4 waeren noetig um nicht auszusterben). Die aerztliche Behandlung ist bis zum 3. Lebensjahr kostenlos. Mittags gab es dann O-seshi, das traditionelle Neujahrsmnahl. Damit es etwas besonderes ist, ist es chinesisch. Reis mit allerlei Beilagen: gesalzene kleine Auberginen und Gurken, Shitake-Pilze, Tofu,Shrimps,… Inzwischen kann ich auch Salat mit Staebchen essen. Das O-seshi wird am 31.12 fuer die naechsten Tage in Boxen vorbereitet, denn es gibt nichts einzukaufen, sehr vieles (frueher alles) hat geschlossen. Als Nachtisch(eigentlich zum Essen) dann suesse Kuri (Kastanien). Als Isao klein war, war hier wohl nur Feld drumherum, inzwischen sind es viele Einfamilienhaeuser und wenige Felder mit Kastanienbaeumen, Kohl, etc.
Nachmittags bin ich dann mit Isao nach Tokio reingefahren, zum Ueno-Park, wo viele Museen und Tempel sind. Auf dem Weg zum Bahnhof haben wir noch beim JR Research institute hier um die Ecke vorbeigeschaut, wo man ein altes Shinkansen-Modell sehen konnte und 2 Linear Motor Cars! (aequivalent zum Transrapid).Neujahr gehen auch manche Japaner in traditioneller Kleidung (Kimono) in die Tempel. Diesmal hatte Isao Glueck beim Staebchen-Ziehen, er hatte ein Los der hoechsten Gluecksstufe; es gibt naemlich 5 Stufen des Gluecks ;-) In der Naehe ist auch ein Markt, der erste der Neujahr in Tokio aufmacht, hier gab es alles: Jacken, Schuhe, Oktopus, jap. Krabben, … Beliebt sind auch Ueberraschungs-Plastiktueten.
Und dann, dem Neujahrstag eines Sysadmins wuerdig, ab nach Akihibara, Electric city town. Erstmal einen Adapter kaufen, weil die Stromstecker natuerlich in Japan eine andere Form besitzen. Ansonsten viel elektrischer Krams eben: Laptops. Kameras, MP3-Player, Haartrockner, … eher ernuechternd. Ich hatte mir mehr elektronischen Spielkrams vorgestellt, so wie meinen kleinen Taschenrechner in PC-Form, aber vielleicht haben wir nicht die richtigen Geschaeften gefunden.
Abends nach dem Essen habe ich dann die Oseibo (Neujahrsgeschenke) ueberreicht, die KPM-Tellerchen kamen gut an, genauso die Neujahrskonzert-CD, Isaos Familie guckt das auch immer ueber Satelliten-TV. Isaos Vater ist sowieso an Klassik sehr interessiert, besonders Schubert, und singt ihn selber. Momentan ist er nochg bei der schoenen Muellerin, danach kommt dann die Winterreise. Schubert hat auch den Erlkoenig vertont, was man nicht alles in fremden Landen lernt.

2.1.08

8 Uhr Abmarsch zum Takao-San (Mt. Takao) westlich von Tokio. Es war ein kalter klarer Wintermorgen, mit bester Sicht: Mt. Fuji ohne Wolken!(Morgens zumindest), ein seltener Anblick, ein Glueckstag sozusagen. 1h Anfahrt mit der Bahn, und dann die 3.3 km Aufstieg zum 599.03m hohen Mt. Takao. Wie gesagt, bestes Fuji-Foto-Wetter, man konnte sogar Mt. Tsukuba im Osten von Tokio sehen. Schoen mal wieder Waldluft zu schnuppern. Oben auf dem Gipfel kam Isaos Vater mit einem Mann ins Gespraech, er war von so etwas wie den Anonymen Alkoholikern. Die treffen sich jedes Neujahr dort oben und kochen dann dort Suppe. Leckere Suppe jedenfalls. Beim Abstieg kamen wir an einer Tempelanlage vorbei (bisher schoenste Tempel-Schnitzereien fuer mich), wo wieder Schlangen vor warteten, heute ist ja der vorletzte Neujahrstag. Heute zum Abendessen gab es leckeren Fisch (muss ich noch rauskriegen welcher), in Mehl und Ingwer gebraten, koestlich. Und dazu Thunfisch-Hack, Kuri, Salat, Fischrogen, etc. Morgen kommt Isaos neue Freundin aus Kanazawa her, sie ist Pianistin; das wird Isaos Vater freuen, denn er hat sich immer gewuenscht dass seine Kinder ihn mal auf dem Klavier begleiten, aber sie haben dann Judo und Basketball gemacht. Uebermorgen fahren wir dann zusammen nach Kanazawa.
Fuer Isaos Vater und Kou habe ich noch auf Kou's Glockenspiel “Alle meine Entchen” rekonstruiert und aufgeschrieben. Abends haben wir dann das Neujahrskonzert (in der Wiederholung) angeguckt. Mit chinesischem Galopp und einem kickenden Dirigenten Georges Pretre, als Einstimmung auf Olympia und EM'08. Beim Radetzky-Marsch klatschten wir auch alle mit und Kou tanzte dazu :-)

3.1.08

Hihi, wieder ein sonniger, klarer Glueckstag, Mt. Fuji morgens ohne Wolken. Auf dem Weg zum Bahnhof in Kokubunji hat man an einer Stelle naemlich freie Sicht auf ihn. Der Imperial East Garden hatte leider geschlossen, immer noch public holidays. Und wie immer schwer den Eingang zu finden, japanische Parks sind oft von einem Wassergraben und einer Mauer umgeben, da heisst es erstmal suchen. Dabei kamen mir viele Jogger entgegen, aehnlich Volkspark Friedrichshain Sonntag morgens drehen die Leute ihre Runden. Und die Strasse drumherum wird auch als Velodrom benutzt, wusste gar nicht dass Bridgestone auch Rennraeder macht. Streunende Hunde habe ich noch nicht gesehen in Japan, nur einige streunende Katzen. Als ich Isaos Vater Naoyuki meinen Namen erklaerte am ersten Tag, fiel mir auch dass man ja Kucklaender mit “Guck in die Laender” uebersetzen koennte, Obwohl ich mir ueber die Herkunft von Kuck nicht sicher bin, schliesslich gibt es ja auch Kuckelkorn.
Wie gesagt, der kaiserliche Garten hatte zu, deswegen bin ich dann durch den Kitanomaru-koen(Park) gewandelt, am Nihon-Budokan vorbei und zufaellig stiess ich auf einen riesigen bronzenen Torii, wo viele Leute hingingen. Er gehoerte zum umstrittenen Yasukuni-Jinja Schrein, wo auch neben anderen Kriegsgefallenen auch Kriegsverbrecher aus dem 2. Weltkrieg begraben sind. Wenn ein hochrangiger japanischer Politiker ihn besucht, gibt es jedes Mal Proteste in China und Korea.
Die Metro nach Asakusa war sehr voll, schlechte Luft, kein Vergleich zu den pompoesen St. Petersburgern U-Bahn-Stationen. In ein Restaurant habe ich mich heute noch nicht allein getraut, ich habe mir dann im naechsten 7Eleven eine Bento-Box (Lunch-Box) mit Sushi geholt und mich an den Sumida-Fluss gesetzt. Anschliessend fuer den Wasserbus zum Hinode-Pier gekauft und das naechste Schiff bestiegen: Wolkenkratzer, Tempel, Wasserpromenaden, Bruecken, 2 Schotts an jedem Seitenarm, Baggerschiffe, Feuerschiffe, Moewen, Kormorane, … Auch das Hafenwasser am Pazifik stinkt nach Fisch ;-)
Dann suchte ich einen Weg zum Tokyo Tower, was gar nicht so einfach ist, weil 6 spurige Strassen, 2 stoeckige Strassen und eine Shinkansen-Linie zu queren sind. Auf dem Weg liegt derr Zuo-Ji Tempel, kurz ausruhen, bevor ich mich an die Warteschlange am 1959 erbauten, 333m hohen (3m groesser als der Eiffelturm) Tokyo Tower anstelle. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Heute waren es zwar 9 Grad hier, aber durch die hohe Luftfeuchtigkeit kommt es einem kaelter vor. Raetsel geben mir auch die laenglichen, staebchenfoermigen Eiskristalle hier auf, ob das auch an der Luftfeuchtigkeit liegt? Sie sehen jedenfalls anders aus zu Hause. In Kanazawa soll Schnee liegen, da bin ich mal gespannt.

4.1.08

Heute war ich noch mit Isaos Vater Naoyuki, seiner Schwester Sayuri und Kou auf dem Spielplatz bevor sie mich netterweise zur Bahn brachten. Dann bin ich nochmal nach Akihibara gefahren, CD`s besorgen und ich habe endlich die Spielzeuglaeden gefunden :-) Einen Radiergummi in Sushiform und eine LED-Taschenlampe mit Solarpanel habe ich mir gegoennt, angesichts des langen Heimwegs habe ich mich davon abgehalten den Powermac G4 fuer 8000 Yen, ca. 50 Euro, oder aehnliches zu kaufen. Es gab auch Laeden fuer Schrauber und Modder, und Ersatzteile fuer laengst nicht mehr neu erwerbbare Computer. Oder einen der ersten ibooks, die bonbonfarbenen Handtaeschchen. Schnell noch eine Bento-Box besorgt Gepaeck, neu an der Tokyo-Station verstaut und dann ab zum Imperial Palace East Garden, wo ich mit Isao, der den Tag mit Tomoko verbracht hatte, um 15 Uhr verabredet war. Tokyo Station ist unglaublich, diese Menschenmassen, am besten komme ich damit zurecht, wenn ich mir das ganze als Fluss vorstellt und ihn auch so genauso quert. Noch zu den Pendlerzuegen in Tokio, es gibt eine Ringbahn, die Yamanote-Line, nur mit Ost-West-Durchstoss von Zuegen, da sind wir in Berlin schon weiter mit der Nord-Sued-}Bahn ;-) Dafuer gibt es aber viel mehr Metros. Bei den Pendlerzuegen gibt es verschiedene Varianten: Special Rapid (haelt nur ab und zu), Rapid (haelt ausserhalb der Ringbahn immer, innerhalb nur manchmal) und Local (haelt immer). Um 17.12 Uhr haben wir dann mit neuer Bento-Box und gruenem Tee (gibts im Automaten an jeder Ecke, heiss oder kalt) in den doppelstoeckigen Shinkansen nach Niigata eingestiegen. Dieser Shinkansen (Multi Amenity Express) war doppelstoeckig und um 18.35 in Niigata an der Westkueste! In Niigata lag 20cm Schnee, mal sehen wie es im suedlicheren Kamazawa aussieht: Kein Schnee, nur Schneereste, aber kalt. Noch bei Lawson (Convenience Store 0-24h) Onigiri fuers Fruehstueck eingekauft. Auf DW-TV sind irritierender Weise nur Europaeer zu sehen. Nebenbei bemerkt, mein Rekord heute: 8 Onigiri. Oyasumi-nasei (gute Nacht)!

5.1.08

Ohayo (Morgen)! Mehr Infos was ich in den letzten Tagen erlebt habe, schreibe ich dann in Hiroshima, die letzten Abende waren eher vom Izakaya gepraegt und danach fiel ich dann ins Bett. Vormittags sind wir zum JAIST (Japan Advanced Institute of Science and Technology) in Nomi (ausserhalb von Kanazawa-Stadt, wo heute eben die Naturwissenschaften liegen) gefahren, wo Isao arbeitet. Theorie auch wie immer oben, mit schoenem Ausblick ueber die Ishikawa-Praefektur, mit vielen Reisfeldern im Winterschlaf. Einige wenige Schneereste und noch schien die Sonne…
Kenroku-en in Kanazawa ist einer der drei beruehmtesten Gaerten in Japan, und auch wirklich schoen und gross. Vorher haben wir noch Mittag gegessen, diesmal hatte ich Udon-Nudeln, doppelt so dick wie Spaghetti, mit Tenpura, frittiertem Fisch und Gemuese in diesem Fall. Die Udon-Nudeln kann man prima in Schlaufen an die Staebchen haengen. Als wir im Garten waren, fing es zu regnen, was es hier wohl oefters in Kanazawa tut. Das schlechte Wetter, genauer gesagt die Wolken, kommt von China wie Isao immer sagt, und regnet sich vor den Bergen, auch japanische Alpen genannt, hier ab. Einige Baeume am Burggraben (heute eine Strasse) zwischen Garten und Schloss sind abends Rastplaetze von vielen Kraehen, das war ein Spektakel;-)
Danach sind wir zur Korinbo 109 shopping mall auf der Suche nach einem Geldautomaten der meine deutsche Visa-Karte akzeptiert. Rainer, der auch am JAIST arbeitet und den wir zufaellig dort in der Mall trafen, gab mir den Tip mit der Post und dort klappte es auch! Der Post-Geldautomat nimmt wohl auch EC-Karten, was eventuell guenstiger ist. Anschliessend hat mir Isao das wunderschoene alte Samurai-Viertel namens Nagamachi gezeigt. Kanazawa wurde im zweiten Weltkrieg nicht bombardiert, insofern alles alt und gut erhalten; ich fand es noch schoener als das Gion-Viertel in Kyoto, vielleicht auch weil es nicht so touristisch ist.
Um 19.30 Uhr waren wir mit Josef zum Izakaya verabredet. Josef aus Muenchen ist fuer 2 Jahre als Postdoc am JAIST, Logiker. Beim Izakaya trinkt man gleichzeitig Alkohol (Bier oder Sake) und isst kleine Snacks. Das Essen besteht aus vielen kleinen Snacks, die man abwechselnd bestellt: Tenpura, Sashimi, … Zum Schluss hatten wir Fugu-Fisch! Teile davon sind toedlich, aber richtig zubereitet besteht keine Gefahr. Sehr lecker der Fugu uebrigens. Im Restaurant waren Josef zwei deutschsprechende Personen aufgefallen, und Isao, neugierig auf Deutsch Sprechende, besonders in Kanazawa wo man sich kennt, sprach das Paerchen an. Tobias(Philosoph) und Ayo(Uebersetzerin) waren aus Berlin und fuer 2 Tage zu Besuch in Kanazawa. Ein sehr netter und lustiger Abend, und wie sagte Josef so schoen, was will man mehr vom 1. Samstag Abend im Jahr erwarten. Der uebrigens auch das Motto hatte, das omnipraesente Regenwetter lieber als schoenes Wetter zu bezeichnen, man koenne so gut Izakaya machen.

6.1.08

Ein bisschen Eile heute morgen, habe es aber noch geschafft fuenf Fotos hochzuladen:
http://picasaweb.google.com/Nina.Kucklaender/Japan Isao hat mir noch ein Medikament gegen meine Halsschmerzen gegeben. Wir haben Tomoko von zu Hause abgeholt und sind dann um 10 Uhr puenktlich am Burgplatz zur Feuerwehrparade gewesen. Tomoko hat mir fuer die Reise von ihrer Mutter noch selbstgemachte Onigiri mitgegeben, koestlich. Und ein schoenes Neujahrsgesteck. Zurueck zur Feuerwehr, am ersten Sonntag im Jahr machen die Feuerwehrmaenner von Kanazawa eine Parade. Anfangs werden verdiente Feuerwehrmaenner aufgerufen und ausgezeichnet und ein paar zum Glueck kurze Reden gehalten. Aber Zeit genug um einen der vielen Greife zu beobachten, die ueber Kanazawa kreisen. Vorher wurde natuerlich die Flagge gehisst und die Nationalhymne gespielt (klingt traurig finde ich). Dann ging das Spektakel los, grosse Bambusleitern (eine pro Turner) wurden aufgestellt, gehalten von mehreren Feuerwehrmaenner mit Stangen, die vorne einen Haken hatten. Ein traditionell gekleideter Feuerwehrmann kletterte die Leiter hoch. Insgesamt waren es vielleicht 20 Leitern. Oben angekommen turnten sie eine Kuer, mit martialischen Schreien ab und zu und unter viel Applaus nach den einzelnen Uebungen. Als sie fertig waren, entkleideten sich andere Feuerwehrmaenner bis sie nur noch die traditionellen Struempfe und Unterwaesche (aehnlich die der Sumo-Ringer) trugen. Wiederum andere praktizierten “Wasser marsch” und hielten die Schlaeuche in den Himmel. Es war eine richtig hohe (15m?) Wand aus Wasser, die sich langsam als Spruehregen auf uns absenkte, weil der Wind so blies. Alles fluechtete; ein Junge huepfte lachend im “Regen”. Eine lustige Parade :-)
Danach machten wir einen Spaziergang zum Higashi Chaya-Gai, dem Geisha-Viertel und tranken dort einen Mat-Cha (gruener Tee in Pulverform). Vorher gab es eine Suessigkeit aus Anko. Kanazawa ist beruehmt fuer seine vielen Suessigkeiten, fuer die Herstellung von Kinpaku (Blattgold) und seine ertragreichen Reisfelder. Weil mittlerweile Mittagszeit war, kehrten wir im Onicho-Fischmarkt (leider nix los weil Sonntag) in ein Lokal ein. Kanazawa liegt ja an der Westkueste, nahe dem Chinesischen Meer und deswegen kann man sehr guten, frischen Fisch essen. Isao und Tomoko brachten mich noch zum Bahnhof und dann war ich auf mich allein gestellt. Erste Aufgabe war rauszubekommen wann und wo der naechste Zug nach Hiroshima faehrt, zum Glueck konnten sie am Fahrkartenschalter Englisch. Der Zug fuhr quer durch die schneeebedeckten japanischen “Alpen” an Reisfeldern, Bambuswaeldern vorbei nach Shin-Osaka, wo ich in den Superexpress Hikari Railstar (Shinkansen) stieg. Pferde, Rinder oder Kuehe habe ich auf den Feldern nicht gesehen. In Hiroshima habe ich endlich die Postkarten eingeworfen und dann das Hotel gesucht und gefunden. Naechste Aufgabe war es, Licht anzumachen im Hotelzimmer. Nach einigem Ausprobieren der Schalter und Inspizieren eines komischen Lochs in der Wand nahe der Tuer, kam ich darauf meinen Zimmerschluessel in das Loch in der Wand zu stecken und siehe da, es wurde Licht.

7.1.2008

8.1.08

Heute geht es nach Kap Shiono-Misaki http://www.kankou-kushimoto.jp/english/sub02.html jap. Werbevideo der Wakayama-Halbinsel bei Kushimoto am Pazifik. Dort ist eine Jugendherberge wo ich nach den Staedtewuesten etwas entspannen will. (Ab Hiroshima hatte ich keinen Internet-Zugang mehr, insofern uebertrage ich jetzt in Deutschland mein analoges Logbuch ins Digitale.) 9.51 Uhr, 9.4°C, 61% Humidity, Hiroshima-Eki(Bhf). Soviele Gaijin am Bahnhof wie ich noch nie hier gesehen habe. Mal wieder Hikari Railstar Superexpress. Der Schaffner verbeugt sich uebrigens jedes Mal und murmelt ein paar Worte bevor er das Abteil verlaesst, zumindest im Shinkansen. Isao und Tomoko fanden meine Begeisterung fuer Zuege zum Glueck lustig. Isao kannte den N700 gar nicht und meinte, in Japan gibt es auch Zugverrueckte, es gibt sogar eine CD mit Geraeuschen von ihnen: Vibrationen, im Tunnel,… So verrueckt bin ich dann doch nicht, obwohl es sicher eine gute Sample-CD ist.
Noch ein Nachtrag zu Tokio: Chiba ist die Endstation der Sobu-Line, eher ein Strandbad, hier hat Isao als Kind im Sommer mit den Eltern die Wochenenden verbracht. Im Tokyo-Tower ist auch ein McDoof, ein Ableger des Guiness World Records Museums, Wachsfigurenkabinett, etc. Im Aufzug habe ich mich zum ersten Mal richtig als Riese gefuehlt: Nur 2 der 15 Leute reichten mir bis zur Schulter. Zu den Toiletten habe ich noch gar nichts geschrieben, die japanische Art ist so eine Art Pissoir im Boden eingelassen. Western-style ist wie bei uns aber etwas niedriger. Als zusaetzliches Feature gibt es beheizbare Klobrillen, Bidet-Moeglichkeit, also Dusche von unten, und mit Lautsprecher, wenn man will kann man plaetscherndes Wasser hoeren. Und auch sinnvoll, statt Deckel auf dem Wasserkasten ist es eine Schuessel mit Hahn, so dass man sich mit dem nachlaufenden Wasser schonmal die Haende vorspuelen kann.
So langsam leert sich der Ocean Arrow Express 17, wir sind nur noch 3 Leute im Grossraum-Abteil. Wunderschoene Buchten, Pazifikstrand, die richtige Entscheidung, ein Tag ist fast zu wenig. Wie warm das Wasser wohl ist? Warm genug wuerde ich sagen wie ich auf meinem Abendspaziergang mit Stirnlampe feststellte. Laufen, laufen um Hiroshima zu verarbeiten!?! Auch am Pazifik gibt es Seeohr-Muscheln! Und wiedermal Tatami in meinem Zimmer :-)

9.1.08

Heute morgen nach dem Waschen in einer grossen japanischen Badewanne mit Algen im Beutel im Wasser gebadet, so eine grosse haette ich auch gerne zu Hause, endlich mal ausstrecken. Oestlich von der Jugenherberge gibt es auch einen Zeltplatz. Die Haltestelle an der Jugendherberge fuer den Bus, der ab Kushimoto-eki hierher faehrt, heisst Kuroshio-mae. Es gibt eine Art Kirchturm-Glockengelaeut, zumindest alle 4h kommen Toene aus Lautsprechern, die ueber die Fischerdoerfer auf der Halbinsel verteilt sind.
Die “Insel” halb umrundet und halbiert; Gaerten, Schule und eine Fischfabrik entdeckt, und schliesslich dem Verlangen zum Wasser hin nachgegeben. Eine Ewigkeit durch Baeume&Lianen geklettert, bis ich mich an einem nicht sooo steilen Stueck der nach unten traute. Da bekommt der Spruch “Mein Freund der Baum” eine ganz andere Bedeutung. Unten angekommen erstmal Pause gemacht und ausgeruht. 300m weiter war natuerlich ein richtiger Abstieg. Beim Strandspaziergang habe ich gesichtet: 2 Kokosnuesse, 1 Golfball, 2 Basecaps, ungezaehlte Schuhe, Bojen und abzaehlbar unendlich viele Muscheln. Irgendwann kam dann auch eine Kiesstrandecke mit weniger Felsen, wo ich dann Baden gegangen bin. Lieber mit den Segelschuhen, denn auf DIY Seeigelstachel-OP's hatte ich keine Lust. Das Wasser war warm (vielleicht wie der Heilige See Ende Juni), denn hier kommt der warme Kuroshio-Strom vom Pazifik vorbei. Deswegen hiess die Bushaltestelle auch Kuroshio-mae (= vor Kuroshio)! Zwischen dem Festland und der Halbinsel auf der westlichen Seite gibt es auch zwei grosse geschuetzte Korallenbaenke. 600m westlich vom Leuchtturm gibt es uebrigens eine schoenen grossen Strand zum Baden. Mit der schoenste Tag von allen in Japan! :-)
Es gab auch wieder viele Greifvoegel zu beobachten, die an der Steilkueste kreisten, eventuell der asiatische Schwarzmilan (Black Kite, Milvus migrans lineatus). Was ich noch wusste war, dass sie ihren Schwanz zum Steuern einsetzen, also unabhaengig vom Koerper auch drehen koennen und ihn nicht nur kippen: http://www.flickr.com/photos/renderke/sets/72157600263959060/ Abends in der Jugendherberge dann das beste Sushi was ich je hatte! Kein Wunder bei den Fischern vor der Haustuer, die ich abends/nachts/morgens von meinem Fenster aus beobachten konnte ;-)

10.1.08

Frueh aufgestanden, diesmal ein Sonnenaufgang (ca. 7 Uhr) mit Wolken. An der Bushaltestelle (kommt der Bus der gerade vorbeibrauste nochmal wieder?) hat mich ein Japaner, der nachts aus Osaka hierhergefahren war um seinen freien Tag hier zu verbringen und der mich hatte dem Bus hinterherrennen sehen, angesprochen wo ich den hinwollte. Er hat mich dann freundlicherweise zum Bahnhof von Kushimoto gefahren. Leider ging der naechste Zug erst in 1.5 Stunden, also zum nahegelegenen Fischerhafen und noch ein bisschen gesonnt.
4h spaeter war ich dann in Nara. Ake und Yukiko kamen mich auf meinen Anruf hin am Bahnhof abholen, so dass ich noch Zeit hatte, Kinder in Polizeiuniformen vor der lokalen Polizeiwache am Bhf zu bewundern. Es war der 1-10 (jap. bzw. amerik. Datumschreibweise), der Tag der Notrufnummer also, und wie mir Yukiko spaeter erklaerte, machen die Japaner schon mal solche Aktionen. Oft gibt es am 29. jeden Monats Rabatt beim Fleischer, weil 29 (niku) auch Fleisch bedeutet. Ich konnte netterweise in Ake und Yukiko's Appartement im NWU (Nara Woman University) guest house uebernachten. Nach der Gepaeckablage gings dann in die Uni, Akes Gastgeber arbeitet zu avian host parasites, z.B. Kuckuck, also mathematische Biologie. Noch ein bisschen mit den (Master+undergraduate) Studentinnen aus dem “Labor” (der Arbeitsgrupppe) ueber ihre Arbeit geredet (alles Mac, C & Mathematica nutzen sie, auch Parallelrechner (MPI=message path interface) fuer raeumliche Simulationen. Wir haben uns dann mit ihnen abends zum Essen in einem Fliessband-sushi-Restaurant verabredet.
Doch vorher hatte ich noch das Vergnuegen (ich hatte es schon fuer den naechsten Japan-Besuch vorgemerkt) ein oeffentliches Bad, sogar ein Onsen (gespeist aus heisser Quelle), zu besuchen mit Ake und Yukiko. Frueher hatten die Leute kein eigenes Bad zu Hause und auch heute wird ein oeffentliches Bad noch viel genutzt. Wo sonst kann man verschiedene heisse Becken (min. 41°C) erleben, mit Whirlpool, Jet-Stream und sogar mit schwacher Elektrizitaet zur Massage. Draussen gab es auch heisse Becken und einen kuenstlichen Wasserfall, ich musste mich dann irgendwann mal an der kuehlen Luft auf einer Liege abkuehlen. Die Japaner moegen es glaube ich gerne heisser als wir Nordeuropaeer. Anschliessend Sauna und im “kalten” Becken (16°C) abkuehlen. Maenner und Frauen sind uebrigens getrennt, ich hatte ja Yukiko zum Glueck dabei die mich auf die Feinheiten hinwies. Keinen Badeanzug, zuerst auf Sitzbaenken gruendlich waschen mit dem kleinen Handtuch und der vorraetigen Seife, dann gesaeubert in die Becken steigen. Es ist tunlichst darauf zu achten, dass das kleine Handtuch nicht ins Badewasser taucht, am besten drapiert man es sich auf dem Kopf. Das ganze ist sehr entspannend und wirklich was besonderes, nicht mit einem Wellnessbad-Besuch zu vergleichen (auch wegen der Preise, der Spass hat uns 3 Euro gekostet). Wenn man will kann man sich auch massieren lassen oder in einem Massagestuhl oder an ein Fussmassagegeraet setzen. Oder zum Frisoer etc.
Derart gereinigt ging es dann zum Conveyor-belt sushi, eine Augenweide, all die verschiedenen Sachen. Nur mit meinen Sprachkenntnissen haperte es manchmal, aber mit Haenden & Fuessen geht es ja auch, sea-urchin (Seeigel) schmeckte mir nicht so. Leckerer waren da schon die kleine-Sepia Sushi-Happen oder die Leber vom Thunfisch(?). Anschliessend haben wir noch einen Karaoke-Raum fuer 1h gebucht. Fazit: Man sollte sich einfache Songs aussuchen (wie Yellow subamrine oder 99 Luftballons) und Ake macht das gut und gerne. Die Snacks beim abschliessenden heissen Sake-Absacker waren wieder interessant und lecker: frittierte Shitake-Pilze und Lotusblueten, Edamame (junge, gruene Sojabohnen gegart) und eine Art japanischer Tintenfischsalat.

11.1.08

Nach einer kurzen Nacht ging es dann mit dem Flughafenbus in 80 min. von Nara zum Kansai International Airport. Wieder war es eine Boing 777-200, diesmal “Litomysl Castle” und neben mir sass ein Japaner, der zum ersten Mal nach Europa flog, genauer gesagt nach Madrid fuer 3 Monate zum Flamenco lernen (oder verbessern?). Es wird komisch sein, keine asiatischen sondern europaeischen Gesichter zu sehen. Hoffentlich werde ich nicht von einem Auto ueberfahren weil ich nach rechts statt links gucke ob eins kommt. Insgesamt waren es interessante, spannende und erlebnisreiche 2 Wochen, bis bald mal wieder in Japan! Domu arigato gozaimasu.
PS. Am besten Socken ohne Loecher mitnehmen, die Schuhe muss man ja staendig ausziehen (auf jeden Fall in jeder Wohnung) und fuer die Toilette gibt es extra Hausschuhe.
PPS. Die Dinge die wir Europaeer in Japan skurril und komisch finden, finden sie sicher auch bei uns komisch!

12.1.08

Die Bedenken wegen des Linksverkehrs waren unberechtigt, das scheint tief verankert zu sein, jedenfalls gucke ich hier wieder automatisch nach links und verbeuge mich auch nicht vor Europaeern oder murmele nickend “Hai”(Ja) beim Zuhoeren. Schoen mal wieder richtiges Brot zu essen, und Schokolade ;-)

16.1.08

Bekomme so langsam Durchblick bei meinen vielen Fotos, hier ein paar Momentaufnahmen von Menschen in Japan:
http://picasaweb.google.com/Nina.Kucklaender/MenschenInJapan
Und ein bisschen Jetlag hatte ich doch die letzten Tage, sonst werde ich nicht um 17 Uhr todmuede ;-)

japan/start.txt · Last modified: 2019/03/27 12:22 (external edit)